"Aller Anfang ist schwer" - Als Slackliner weiß man, was dieser Satz wirklich bedeutet. Denn bei dem angesagten Trendsport werden viele Dinge gleichzeitig gefragt: Koordination, Konzentration, Körperspannung und ein guter Gleichgewichtssinn. Obwohl eine gewisse Grundsportlichkeit durchaus nicht schadet, kann jeder mit den richtigen Tipps den Tanz über die Line lernen.
1. Vorbereitungen
Bevor es mit dem Slacken losgeht, sollte man als Anfänger einige Vorbereitungen treffen.
Die Line wird am besten auf einer Länge von 4-7 m auf Kniehöhe gespannt. Wichtig dabei ist, sie trotz einer ordentlichen Spannung nicht zu fest anzuziehen, da sonst harte Kurzschwingungen auftreten können, die bei den ersten Versuchen stark irritieren. Als Faustregel kann man sich merken, dass die Line bei Benutzung auch in der Mitte den Boden nicht berühren darf.
Barfuß oder mit Schuhen? Für die ersten Schritte empfiehlt es sich, barfuß zu gehen, da das Gefühl des direkten Kontakts zur Line eine wichtige Hilfestellung ist. Allerdings nur bei geeignetem Untergrund, wie einer Wiese oder weichem Waldboden, da sonst der Abgang schmerzhaft werden könnte! Wenn dieser nicht gegeben ist, am besten Schuhe mit einer flachen, dünnen Sohle verwenden, die das Gefühl nicht stark beeinträchtigen. Profilierte Joggingschuhe eignen sich überhaupt nicht.
2. Aufsteigen, Stehen
Erst Stehen, dann Gehen! Wer diese Regel nicht beachtet, wird sich am Anfang schwer tun. Da es aufgrund starker Schwingungen sowohl in der Mitte als auch am Ende bzw. Anfang der Line schwierig ist, frei zu stehen, steigt man am besten nach dem ersten Drittel auf, am sogenannten „Sweet Spot“. Der Fuß wird längs auf die Line aufgesetzt und mit einem einzigen Schwung wird der Körper nach oben gedrückt. Dabei gehen die Arme unterstützend mit nach oben und der Körper nimmt eine aufrechte Position ein. Um jetzt das Gleichgewicht auf der Line zu halten, sollte man mit nach oben angewinkelten Armen Ausgleichsbewegungen zu machen. Auch wenn es beim ersten Versuch nicht gleich gelingt, nicht so schnell aufgeben!
Eine Hilfestellung ist übrigens für den Anfang empfohlen. Zur Abwechslung kann auch das beidbeinige Stehen ausprobiert werden. Hierfür wird der freie Fuß einfach hinter dem anderen leicht schräg auf der Line abgesetzt, um diese zu stabilisieren.
3. Die ersten Schritte
Wenn der ein- und beidbeinige Stand auf der Slackline einigermaßen gut klappt, kann man sich an den ersten Schritt wagen. Hier sind aber einige Dinge zu beachten:
Der freie Fuß wird langsam nach vorne geführt und mit einem Abstand von wenigen Zentimetern gerade vor den anderen gesetzt. Zuerst wird der Ballen aufgesetzt, der die richtige Position auf der Slackline ertastet, dann erst wird der Fuß langsam abgesenkt, bis die Ferse aufliegt. Nun sollte man aber nicht gleich mit zittrigen Beinen weiterlaufen, sondern im Stand erst wieder ausbalancieren, bis man sich an den nächsten Schritt wagen kann. Wichtig ist außerdem, sich einen Fixpunkt zu suchen - am besten das Ende der Line oder einen markanten Punkt in der Baumrinde.
Auf keinen Fall auf die eigenen Füße schauen!
4. Übungen
Gerade in den ersten Übungsphasen sind kaum Fortschritte zu erkennen und man verliert schnell die Geduld und Lust am Slacklinen. Um das zu verhindern, kann man einen Partner um Hilfestellung bitten.
Eine zweite Person geht neben der Slackline her und hält ihren Arm bereit, an dem sich die übende Person jederzeit festhalten kann, um das Gleichgewicht wieder zu finden.
Eine Stufe schwieriger: Die Handflächen werden aufeinandergelegt und sorgen so für bessere Stabilität, allerdings kann sich der Übende nicht mehr aktiv festhalten.
Noch schwieriger wird es, wenn sich der Hilfestellungsleistende seitwärts auf die Line setzt und sie mit beiden Händen festhält. Die Line ist nun stabiler und kann weniger weit ausschlagen, der Übende muss es jedoch nun ganz ohne Hilfestellung über die Slackline schaffen.
5. Die ersten Tricks
Wenn endlich die erste ganze Länge ohne Hilfestellung über die Line geschafft ist, kann man sich an ein paar leichte Tricks wagen. Hier gilt dasselbe wie bei den ersten Gehversuchen: Nur Geduld! Ohne Fleiß kein Preis!
Hilfestellung - So hat man ein paar Erfolgserlebnisse. Viele Tricks, so zum Beispiel eine Standwaage oder der Knee Drop, sind viel einfacher, wenn man anfangs nach einer Hand greifen kann, sobald man unsicher wird. Es macht Spaß, die Tricks nicht erst nach ein paar Stunden ausführen zu können - Hilfestellung hilft gegen Frustration!
Umdrehen - Wenn man das Gehen bescherrscht, ist das Umdrehen auf der Line im Grunde gar nicht so schwierig: Beide Füße stehen auf der Line und der vordere wird um ca. 90 Grad nach innen gedreht. Jetzt kann der hintere Fuß ganz locker in die gleiche Richtung drehen und zwar gleich um ganze 180 Grad während der fordere Fuß stablisiert. Der wird nur noch nachgezogen und schon steht man in anderer Richtung auf der Line und kann beliebig oft auf- und ablaufen.
Seitwärts gehen - Um das seitwärtige Gehen anfangs etwas zu vereinfachen, bleibt der Oberkörper nach wie vor zum Ende der Line gedreht. Erst wenn in dieser Position das Gleichgewicht sicher gehalten werden kann, dreht man den Oberkörper nach und nach mit, bis er mit den Beinen wieder auf einer Linie ist. Das Gehen erfolgt entweder über Kreuz oder einfach nur nacheinander.
Gleitgang - Beim Slide Walk, auch Gleitgang genannt, gleitet der Fuß nach dem Schritt auf der Line nach vorne, und zwar so weit wie möglich. Eine super Abwechslung zum normalen Laufen, da mehr Gleichgewicht gefordert ist und der Schwierigkeitsgrad steigt!
Kreuzstart - Eine nette, aber anspruchsvolle Abwechslung zum normalen Aufgang: Statt den näher zum Band stehenden Fuß aufzusetzen, nimmt man den anderen Fuß und zieht sich wie beim normalen Start mit Schwung nach oben.
Knee drop - Eine der einfachsten Figuren auf der Slackline ist der Knee Drop, der übrigens auch Basis für schwierigere Tricks ist: Beide Füße stehen mit leichtem Abstand hintereinander auf der Line. Nun geht man leicht in die Hocke und belastet dabei das vordere Bein, damit das hintere Bein sich mit der Vorderseite des Sprunggelenks auf der Line einhacken kann. Jetzt nur noch das Knie soweit absenken, bis man eine stabile Position gefunden hat, und schon sitzt man ganz entspannt auf der Line. Beim Aufstehen aus dieser Position soll das hintere Bein erst auf die Line aufgesetzt werden, wenn beide Knie weit genug durchgestreckt sind.
Bouncing - Bevor man sich an den ersten Sprung wagt, ist es sinnvoll, erstmal auf der Line auf und ab zu wippen, um ein Gefühl für die Elastizität zu entwickeln. Für ein stabiles Stehen wird der hintere Fuß schräg aufgesetzt und um das Bouncing zu beginnen, müssen die Beine nur gebeugt und gestreckt werden.
Jump - Jetzt kann man endlich den ersten Sprung versuchen! Wie beim Bouncing wird der hintere Fuß schräg auf der Line aufgesetzt, landen sollte man am besten mit beiden Füßen quer auf der Line. Das Abspringen selber funktioniert wie auf einem Trampolin.